Findlinge

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Märchen bei den Anyi - Westafrika


„Bei den Anyi erzählt man Märchen nur nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn eine Person mit der Geschichte beginnen will, muß sie zuerst „Namuhwao!“ sagen. Darauf antworten alle Zuhörer mit „Mámbule!“. Während das Märchen erzählt wird, antworten die Versammelten nach jedem gesprochenen Satz mit dem Ausruf „Aha!“ oder Mhm!“ Wenn der Märchenerzähler geendet hat, steckt er seinen rechten Zeigefinger in den Mund, preßt ihn gegen die innere Wand der linken Wange, und wenn er ihn dann herausschnellen läßt, erzeugt dies einen Knall, als ob man die Kapsel einer mit einem kohlensäurehaltigen Getränk gefüllten Flasche, die man vor schüttelte, entfernen würde. Eine der Geschichten, die ich aufnahm […] handelt von der Spinne (anansi) und der Schlange. Sie wrude von meiner Gastgeber Adom Léon erzählt. Das Lied in der Geschichte sang Jacqueline Kouacou [...]“

Aus: Musikgeschichte in Bildern – Band I Westafrika von Gerhard Kubik VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig 1989 S. 160

P.S. Die Anyi sind ein kleines Akan sprechendes Volk im küstennahme Gebiet der östlichen Cote d´Ivoire, zwischen den Asante im Osten und den Baule im Westen.



Djemaa el Fna - Orales Weltkulturerbe

Teilweise aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Djemaa el Fna ist der zentrale Marktplatz in Marrakesch in Marokko. Die Bedeutung des Namens ist umstritten. Im Arabischen heißt Djemaa el Fna etwa Versammlung der Toten. Dieser Name rührt daher, dass die Sultane zur Zeit der Almohaden den Platz als Hinrichtungsstätte nutzten und aufgespießte Köpfe hier zu Schau stellten. Heute wird der Platz wegen seiner orientalischen Atmosphäre von Touristen und Einheimischen gleichermaßen geschätzt. So herrscht an den Abenden ein wildes Treiben mit Gauklern und Schlangenbeschwörern, Märchenerzählern, Wahrsagerinnen sowie Künstlern und Musikern, ferner gibt es Verkaufsstände, an denen kulinarische Spezialitäten der Region gereicht werden. Der Kulturraum des Djemaa-el-Fna-Platzes wurde im Jahr 2001 als erster Ort in die neu geschaffene UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Djemaa el Fna am Abend

Ein schöner Artikel über einen großen Erzählerevent in China

  • Zum Artikel: Ihr könnt mir viel erzählen




  • Aöde

    Teilweise aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

    Aöde oder Aoede (griech. Sänger, Dichter, Beschwörer) hießen die altgriechischen Sänger und Dichter volkstümlicher Epen. Aöden waren berufsmäßige Sänger, die ihre Kunst meistens bei Mahl und Reigen darboten. Ihren Gesang begleiteten sie oft selbst mit einer Lyra. Nach griechischer Vorstellung entsprang der heroische Gesang des Aöden unmittelbar göttlicher Inspiration. Blindheit galt als Zeichen für einen besonders begabten Aöden, da man glaubte, die Gabe des Singens wurde zum Preis des Augenlichts erlangt. Um 700 v. Chr. spaltete sich die Aödenkunst in Rhapsoden (die Epen rezitierten) und Kitharöden (die lyrischen Sologesang darboten).

    Der Name der Dichtersänger stammt von der Muse der Musik und des Gesangs, Aoide, ab.

    HOMER selbst, der erste der in Europa geschriebene Literatur schuf, war ein Aöde. Viele bezeichnen Ihn als Rhapsoden, da aber Homer wahrscheinlich um 850-800 vor unserer Zeitrechnung seine Werke schuf, dürfte das nicht möglich sein. Wahrscheinlich zog er als fahrender Sänger von Hof zu Hof und trug seine Lieder und epischen Dichtungen dem adligen Publikum vor.



    Rhapsoden

    Rhapsoden (griech. „Gesang“) waren wandernde Sänger im antiken Griechenland, die bei Festen und feierlichen Anlässen epische Dichtungen wie die von Homer zur Begleitung einer Phorminx (Saiteninstrument) vortrugen. Sie bildeten einen Teil der Nachfolge der homerischen Aöde (Sänger und Dichter volkstümlicher Epen), während die Kitharöden den lyrischen Gesang fortführten.

    Die Rhapsoden waren in Zünften, den Rhapsodenschulen, organisiert. In der Spätantike verloren sie an Bedeutung.

    Im klassischen Griechenland, etwa im 4. und 5. Jahrhundert v. Chr., vielleicht sogar noch früher, bezeichnete man mit Rhapsode einen professionellen Darbieter von Gedichten, insbesondere von epischen Gedichten (vor allem der Gedichte von Homer).





    Aus: Von Trommlern, Zauberern und Wilden Tieren

    Immer wenn wir anfangen Geschichten zu erzählen, sind wir begeistert davon, wie die Kinder mit leuchtenden Augen gespannt und mit größter Konzentration unseren Ausführungen folgen.

    Märchen und Geschichten wecken eine tiefe Sehnsucht - nach magischen Abenteuern, nach einer klar geordneten Welt, in der Gut und Böse auf ihre rechten Plätze verwiesen werden, nach Rhythmus und Ruhe und dem Prozess des Erzählens und Zuhörens.

    Märchen malen musterhaft Situationen aus, mit denen aufwachsende Kinder konfrontiert sind, sie bebildern ihre Wünsche und Ängste, zeigen Krisen und führen zu Lösungen. Damit können sie Orientierung im Leben bieten.

    Das Erleben der märchenhaften Welten regt die Fantasie an und lädt zum Nachspielen und Fortführen einzelner Aspekte der Geschichte in eigenen Rollenspielen ein.


    Doch vor allem: Geschichten leben von der Erzählsituation.

    Ursprünglich wurden sie in traditionellen Gemeinschaften vorgetragen: Die Großfamilie saß in der Küche am warmen Ofen und vertrieb sich die langen Winterabende mit dem Erzählen von Geschichten.

    Selbstverständlich waren auch die Kinder dabei.

    Wenn es gruselig wurde, rückten sie näher an die Großmutter heran und vergruben ihre Gesichter in deren Schürze.

    Zentral für eine solche Erzählsituation ist, dass zwischen Erzähler und Zuhörer ein Kontakt entsteht, der Zuwendung, Gemeinschaftsgefühl und Geborgenheit vermittelt und darüber hinaus eine harmonische Atmosphäre schafft.

    Textauszug aus dem Vorwort von: "Von Trommlern, Zauberern und Wilden Tieren" -
    Markus Detterbeck und Almut Kirmse - Helbling Verlag (siehe auch unter "Medien")



     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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