Was die nicht alles so erzählen

Was alles erzählt werden kann - und wird


Märchen   Fabel  Mythos   Schwank

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Märchen - mhd. maere = Kunde, Bericht

Das lange Zeit hindurch mündlich überlieferte und daher dauernd abgewandelte Volksmärchen diente ursprünglich der Unterhaltung von Erwachsenen.

Es spiegelt kulturgeschichtliche Entwicklungsstufen von matriarchalischen Gesellschaftsformen bis zur frühbürgerlichen Emanzipation und hat seine uns durch die im 18. Jahrhundert einsetzende schriftliche Fixierung vertraute Form vielfach erst im 17./18. Jahrhundert erhalten.

Die breiteste Wirkung gewann die Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" (1812 u. 1815) der Brüder J. und W. Grimm, die allerdings eine von Ausgabe zu Ausgabe fortschreitende Bearbeitung im Sinne des von W. Grimm entwickelten "Märchentons" aufweist. Zugleich begründeten die Brüder Grimm die zunächst volkskundliche Märchenforschung, die heute ein breites methodisches Spektrum von tiefenpsychologischen bis kriminologischen Fragestellungen aufweist.

Als einfache Form besitzt das Volksmärchen bestimmte unverwechselbare Merkmale:

Unbestimmtheit von Raum- und Zeitangaben; sprechende Tiere und Pflanzen; Ereignisse inmitten des Alltäglichen; Wiederholungsstruktur.

Im Mittelpunkt steht vielfach ein Held, der sich aus seiner anfänglichen Benachteiligung befreit bzw. von Helfern befreit wird und zu Glück und Wohlstand gelangt.

Neben den Zaubermärchen existieren vielfältige Formen des Schwank- und des Tiermärchens.

Neuere Nachdichtungen von Volksmärchen haben vielfach parodistischen Charakter.

Das Kunstmärchen geht in seiner einmaligen Gestalt auf einen namentlich bekannten Autor zurück.

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Fabel - fabula lat. = Rede, Erzählung

Die Fabel ist eine lehrhafte Beispielerzählung in Vers oder Prosa. Häufig handeln und reden Tiere, auf die menschliche Verhaltensweisen übertragen werden.

Die abendländische Fabeldichtung wird auf den phrygischen Sklaven Aisopos (Äsop - 550 v. Chr.) zurückgeführt, dessen mündlich tradierten Erzählungen gesammelt und bearbeitet wurden. In dieser Tradition stehen die Fabeln des 15./16. Jahrhunderts - Martin Luther, Hans Sachs. Nach J. de La Fontaine führte Lessing die Fabeldichtung zu einem Höhepunkt.

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Mythos - griech. = Erzählung

Die orientalischen, ägyptischen, griechischen und germanischen Mythen der Vor- und Frühzeit (Schöpfungs- und Naturmythen, Götter- und Heldenmythen) sind uns in Form von Epen und Sagen zumindest in Umrissen überliefert.

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Schwank - mhd. Swanc = Schwung, Schlag, Streich, lustiger Einfall

Die Bezeichnung ist aus der Fechtersprache übernommen und bezieht sich ursprünglich auf derb-komische, oft mundartliche Volkserzählungen, die von Schelmenstücken und Streichen aus der Perspektive von unten berichten, aber auch das ungehemmte Triebleben aller Schichten oft in tabuverletzender Weise darstellen.

Das Lachen des Publikums entspringt meist der Schadenfreude.

Sozialkritische Absichten verfolgt z.B. die Schwanksammlung von Till Eulenspiegel, die wie die Schildbürger-Schwänke bis heute weit verbreitet sind.

(nach Jutta Grützmacher: Literarische Grundbegriffe)


(Wir danken unserem Mitglied Christa Schmid für diesen Beitrag!)

 
 
 
 
 
 
 
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